- Die Wassersäule ist eine Kennzahl zur Angabe der Wasserdurchlässigkeit eines Materials. Sie hilft einzuschätzen, welchen Belastungen eine Jacke, Hose oder ein Zelt gewachsen ist.
- Je höher der Wert, desto dichter ist das Material.
- Bei Regenjacken ist eine Wassersäule von 10.000 Millimeter in den meisten Fällen ausreichend – auch bei Dauerregen.
- Eine Wassersäule von 20.000 Millimeter ist richtig gut und genügt gehobenen Ansprüchen, etwa mit schwerem Rucksack.
- Für Zeltböden empfehlen wir mindestens 5.000, für das Außenzelt 3.000 Milllimeter.
Was sagt die Wassersäule aus?
Die Wassersäule ist eine Maßeinheit zur Angabe von Druck. Sie gilt bei wasserdichter Bekleidung und Zelten als Referenz für die Wasserdurchlässigkeit des Materials. Angegeben ist meist ein Wert in Millimetern, zum Beispiel 10.000 Millimeter Wassersäule (10.000 mmWS oder auch 10.000 mmH2O). Je höher der Wert, desto dichter das Material.
Die Wassersäule gibt an, welchem Wasserdruck das Obermaterial einer Regenjacke oder eines Zelts standhalten kann, ehe Wasser durchdringt.
Die Angabe bezeichnet den Druck, der vorliegt, wenn die ersten Tropfen durch das Gewebe dringen. Die Wassersäule markiert damit die Belastungsgrenze, ab der ein Textil durchlässig wird. 1.000 Millimeter Wassersäule (mmWS) entsprechen dabei etwa dem Druck von 0,1 bar.
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Bergzeit
Wassersäule und Atmungsaktivität: Wie verhält sich das?
Sehr vereinfacht lässt sich sagen: Je wasserdichter ein Stoff, desto weniger dampfdurchlässig ist er. Das bedeutet: Mit dem Anstieg der Wassersäule verringert sich die Atmungsaktivität. Die Feuchtigkeit aus dem Inneren einer Regenjacke wird schlechter nach außen abgegeben als beispielsweise bei einer wasserdurchlässigen Fleecejacke. Weitere Infos bekommst Du in unserem Magazinbeitrag „Atmungsaktiv – was heißt das?“
Welche Rolle das Imprägnieren für die Atmungsaktivität und Wasserdichtigkeit spielt und woran Du erkennst, ob eine Jacke noch wasserdicht ist, erfährst Du in diesem Beitrag: Imprägnieren: Was ist das und was bringt das?
Welche Wassersäule sollte eine Regenjacke haben?
Im Outdoorbereich hat sich bei zuverlässigen Regenjacken zum Laufen, Radfahren und Wandern ein Wert von 10.000 Millimetern als Richtwert durchgesetzt. Dieser Wert berücksichtigt auch die besonderen Herausforderungen durch Wind, Bewegung und Dauerbelastung (zum Beispiel Dauerregen) und ist unter normalen Bedingungen in jedem Fall ausreichend.
Bergzeit
Für gehobene Ansprüche, Touren mit schwerem Gepäck und fordernde Bedingungen bieten Hardshelljacken mit einer Wassersäule von 20.000 Millimetern die nötigen Reserven.
Wie hoch sollte die Wassersäule beim Zelt sein?
Für dauerhaft zuverlässige Zeltböden empfehlen wir mindestens 5.000 mmWS. Um Gewicht zu sparen, machen Ultralight-Zelte hier häufig Abstriche. Wenn die Wassersäule eines Zeltbodens nur bei 3.000 mmWS liegt, ist das ein Kompromiss aus Leistung und Minimalgewicht.
Für das Außenzelt, das deutlich weniger Druck standhalten muss als der Zeltboden, sind mindestens 3.000 mmWS in der Regel ausreichend – auch bei Wind und Dauerregen.
Fjällräven
Wer im Zelt kniet, erzeugt durch die geringe Auflagefläche mit seinem Körpergewicht großen Druck auf den Zeltboden oder die Unterlegplane.
Hierzu ein Rechenbeispiel: Eine stehende Person mit 83 Kilogramm Körpergewicht und Schuhgröße 43 erzeugt einen Druck von etwa 0,22 bar. Das entspricht einer Wassersäule von circa 2.200 Millimetern. Kramt diese Person in einem Zelt nun in der Hocke auf ihren Vorfüßen in ihrem Rucksack, steigt der Druck auf den Zeltboden durch die reduzierte Auflagefläche auf 0,4 bar bzw. über 4.000 mmWS. Ein Zeltboden mit nur 3.000 mmWS wäre bei dieser Belastung nicht mehr wasserdicht.
Tabelle: Welche Wassersäule für welche Ausrüstung?
Produktgruppe | Empfehlung Wassersäule |
---|---|
Zeltboden | ab 5.000 Millimeter |
Außenzelt | ab 3.000 Millimeter |
Regenjacken | ab 10.000 Millimeter |
Poncho | ab 5.000 Millimeter |
Winterjacken (Alltag) | ab 5.000 Millimeter |
Skihosen | ab 15.000 Millimeter |
Regenhosen | ab 15.000 Millimeter |
Snowboardhosen | ab 15.000 Millimeter |
Schneeanzug, Skibekleidung für Kinder | ab 4.000 Millimeter |
Regenbekleidung für Kinder, Kinderbekleidung | ab 4.000 Millimeter |
Welche Wassersäule ist wasserdicht?
In Deutschland gilt Bekleidung der Kategorie 3 (hoher Anspruch) ab einer Wassersäule von 1.300 Millimetern als wasserdicht und darf entsprechend gekennzeichnet sein. Für die niedrigere Kategorie 2 genügen sogar 800 mmWS. Dies legt die Europäische Norm EN 343:2003 fest.
Etwas anspruchsvoller ist die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) in St. Gallen in der Schweiz: Hier gilt Bekleidung erst ab 4.000 mmWS als dicht.
- Sie ist aus einem mehrlagigen Laminat mit wasserdichter Klimamembran gefertigt oder wasserdicht beschichtet.
- Alle Nähte und Reißverschlüsse sind wasserdicht versiegelt.
- Die Angabe zur Wassersäule dient als Orientierung, bei welcher Belastung ein Material noch wasserdicht ist.
👉 Mehr erfahren: Wann ein Material wirklich wasserdicht ist, erklären wir Dir in unserem Magazinbeitrag Wasserdicht, wasserabweisend, wasserfest – wo liegt der Unterschied?
Wie aussagekräftig ist die Wassersäule?
Die Bedeutung und Aussagekraft der Wassersäule wird insbesondere für Jacken und andere Regenbekleidung oftmals überbewertet, denn: Für die Bestimmung der Wasserdichtigkeit textiler Materialien gibt es verschiedene Normen, Messverfahren und Testmethoden. Auch die Laborbedingungen sind nicht überall gleich. Die Werte sind daher grundsätzlich nicht ohne Weiteres vergleichbar.
Die Wassersäule ist daher ein Richtwert, um einzuschätzen, welchen Belastungen die Jacke, Regenhose oder das Zelt gewachsen ist.
Nicht jeder Hersteller kennzeichnet mit seiner Angabe das absolute Limit. Manche Hersteller testen nur, ob ihre Produkte die gewünschten Minimalanforderungen für den angestrebten Einsatzbereich erfüllen.
Ob eine Jacke wirklich wasserdicht ist, entscheidet neben der Wassersäule auch die Konstruktion und Verarbeitung. Die Nähte des Kleidungsstücks ebenso wie die Reißverschlüsse müssen zusätzlich mit wasserdichten Nahtbändern versiegelt sein, damit sie das Wasser nicht nach innen leiten. Daher solltest Du bei der Suche nach verlässlicher Regenbekleidung immer auch auf eine insgesamt hochwertige Verarbeitung achten.
Wie wird die Wassersäule bei Textilien gemessen?
Um die Wassersäule zu messen, gibt es unterschiedliche Normen und Standards. Beispielsweise die internationale ISO 811 (auch DIN EN 20811:1992) oder den AATCC-Standard 127 aus den USA. Das Prinzip der Tests ist ähnlich: In einem hydrostatischen Wasserdruckversuch wie dem Suter-Test wird die Außenseite des Stoffes im Labor Wasser ausgesetzt.
Zunächst ohne Druck, im weiteren Verlauf steigt der Wasserdruck schrittweise um – abhängig von der jeweiligen Norm – 100 bis 600 mmWS an. Die Prüfung endet, wenn der dritte Tropfen auf der Innenseite des getesteten Materials zu sehen ist. Anhand der bis dahin abgelaufenen Zeit bzw. des herrschenden Druckes berechnet sich in Folge die Wassersäule.
Video: Wie ermittelt Gore die Wassersäule einer Gore-Tex-Jacke?
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