Anhalten. Zelt aufschlagen. Über Nacht bleiben. An einem dunkelblauen See. Umgeben von dichten, schier undurchdringlichen Wäldern. Ganz allein. In der Natur. So stellt man sich Wildcampen in Nordeuropa vor. Und so ist es zumindest oft in Schweden und Norwegen. Denn durch das Jedermannsrecht, ein in Skandinavien, Schottland und der Schweiz gültiges Gewohnheitsrecht, ist es gestattet, dass jeder Mensch frei die Vorzüge der Natur genießen kann. Ganz ohne die Zustimmung des Grundbesitzers. Und darunter fällt in weiten Teilen Nordeuropas auch Wildcamping. Aber wie sieht es in den anderen Ländern aus?
- Weitere Informationen zum Wildcampen in Europa
Wildcampen in Schweden und Norwegen
Wildcampen ist aufgrund des Jedermannsrechts in Schweden und Norwegen erlaubt. Für eine Nacht kannst Du hier Dein Zelt fast überall aufstellen. Sogar auf Privatgrundstücken. Wichtig ist dabei nur, dass Du Dein Nachtlager nicht in Sichtweite des Hauses des Grundstückseigentümers aufstellst. Außerdem darfst Du kein offenes Feuer machen und sollst auch Deinen Müll wieder einpacken und den Platz so zurücklassen, wie Du ihn vorgefunden hast. Das Jedermannsrecht gilt nur für Wanderer, Rad- und Kanufahrer sowie Reiter. Camper mit Van oder Wohnmobil dürfen für eine Nacht auf öffentlichen Parkplätzen, am Ende von Straßen oder direkt am Strand stehen bleiben.
Wildcampen in Finnland
In Finnland ist das Gesetz für Wildcamper etwas anders: Camping ist auf Privatgrundstücken erlaubt, auf Straßen oder öffentlichen Parkplätzen ist das Übernachten allerdings nicht gestattet.
Wildcampen in Dänemark
Im Gegensatz zu Schweden und Norwegen ist Wildcampen in Dänemark nicht überall erlaubt. Mit einem Zelt kannst Du in speziell dafür ausgelegten Naturlagerplätzen übernachten. Das sind Zeltplätze auf privaten Grundstücken wie Bauernhöfe oder Flächen der Gemeinde. Die Plätze sind weitestgehend mit Toiletten und kaltem, fließendem Wasser ausgestattet. Pro Nacht kosten die Plätze umgerechnet knapp drei Euro und Camper dürfen sie für zwei Nächte in Folge nutzen. Auch die Grundstücke des dänischen Umwelt- und Naturschutzministeriums dürfen von Campern genutzt werden. Hier ist die Übernachtung kostenlos. Du darfst allerdings nur für eine Nacht und mit maximal zwei Dreimann-Zelten bleiben. Autos, Wohnwagen oder Motorräder sind auf den Plätzen nur mit spezieller Genehmigung erlaubt. Feuerstellen oder das Aufstellen der Zelte in Sichtweite von Straßen oder Wohnhäusern ist nicht gestattet. An Stränden und Dünen, die an die Wälder grenzen, ist das Wildcampen nicht erlaubt. Weitere Informationen gibt es beim dänischen Umwelt- und Naturschutzministerium.
Wildcampen auf den Färöer Inseln
Da es laut dem Tourismusverband der Färöer Inseln auf der Inselgruppe keine öffentlichen Wildnisgebiete gibt, ist deswegen Camping nur auf dafür ausgewiesenen Campingplätzen erlaubt. Es ist außerdem nicht gestattet in Wohnmobilen, Campervans u.ä. auf Straßen, Raststättenparkplätzen oder an Aussichtspunkten zu übernachten.
Tipp: Auf vielen Campingplätzen sind nur Zelte erlaubt.
Wildcampen in Island
In Island gelten seit 2017 neue Regeln für das Wildcampen. Da sich zu viele Touristen zum Teil nicht an die Vorschriften gehalten haben, wurden die Gesetze vor allem im Süden der Insel verschärft. Laut dem isländischen Umweltministerium ist das Übernachten in Wohnwagen, Campervans und Zelten außerhalb von Campingplätzen in bewohnten Regionen verboten. Außer der Grundstückseigentümer erlaubt es ausdrücklich. Außerhalb von bewohnten Gebieten und im Hochland dürfen Camper nach wie vor für eine Nacht ihr Zelt aufschlagen. Allerdings musst Du das Einverständnis des Eigentümers einholen, wenn Du:
- in der Nähe von bewohnten Gegenden campen möchtest,
- länger als eine Nacht bleiben möchtest,
- mehr als drei Zelte aufstellen möchtest
- oder in einem Wohnwagen, Wohnmobil, Campervan oder ähnlichem außerhalb von offiziellen Campingplätzen in urbanen Räumen übernachten möchtest.
Auf keinen Fall darfst Du übernachten, wenn der Grundstückseigentümer es verbietet oder der Schutz der Natur durch Deine Übernachtung gefährdet werden würde.
Besondere Regelungen gelten für folgende Naturschutzgebiete:
Naturschutzgebiet | Regeln für Wildcampen |
---|---|
Álafoss | Camping und Übernachten nicht erlaubt. |
Blábjörg á Berufjarðarströnd | Camping und Übernachten nicht erlaubt. |
Bringur í Mosfellsdal | Camping und Übernachten nicht erlaubt. |
Dimmuborgir | Camping und Übernachten nicht erlaubt. |
Dynjandi | Camping und Übernachten nicht erlaubt. Wanderer und Radfahrer können für eine Nacht campen. |
Dyrhólaey | Camping und Übernachtung nur mit einer Genehmigung des isländischen Umweltministeriums möglich. |
Fjallabak | Camping ist in gekennzeichneten Bereichen erlaubt. Wanderer dürfen entlang von markierten Wanderwegen zelten. Woanders darfst Du nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des isländischen Umweltministeriums campen und übernachten. |
Grábrókargígar í Norðurárdal | Camping und Übernachtung nur mit einer Genehmigung des isländischen Umweltministeriums erlaubt. |
Herðubreiðarfriðland | Camping ist in gekennzeichneten Bereichen erlaubt. Woanders darfst Du nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des isländischen Umweltministeriums campen und übernachten. |
Hverfjall/Hverfell | Camping und Übernachten nicht erlaubt. |
Ingólfshöfði | Camping und Übernachtung nur mit einer Genehmigung des isländischen Umweltministeriums oder lokaler Behörden erlaubt. |
Kattarauga | Camping und Übernachten nicht erlaubt. |
Kirkjugólf | Camping und Übernachten nicht erlaubt. |
Mývatn | Camping und Übernachten ist außerhalb der gekennzeichneten Bereiche nicht erlaubt. |
Seljahjallagil, Bláhvammur, Þrengslaborgir und Umgebung | Camping und Übernachten nicht erlaubt. |
Skógarfoss | Camping und Übernachten ist außerhalb der gekennzeichneten Bereiche nicht erlaubt. |
Skútustaðagígar | Camping und Übernachten nicht erlaubt. |
Snæfellsjökull National Park | Wanderer und Radfahrer müssen sich die Erlaubnis des Rangers einholen. Ansonsten ist Camping und Übernachten nicht erlaubt. |
Ströndin við Stapa og Hellna | Camping und Übernachten nicht erlaubt. |
Teigarhorn | Camping und Übernachten nicht erlaubt. |
Vatnajökull National Park | Besucher müssen im Park ausgewiesene Campingplätze für Zelte, Wohnwagen, Wohnmobile und Campervans nutzen. Außerhalb dieser Campingplätze, dürfen Besucher für eine Nacht ein klassisches Zelt aufschlagen. Gruppen mit zehn oder mehr Zelten müssen in jedem Fall die Erlaubnis des Parkrangers einholen. Wenn Du außerhalb von ausgewiesenen Campingplätzen übernachtest, solltest Du darauf achten keine Schäden zu verursachen und Müll wieder mitzunehmen. In den folgenden Gebieten ist Camping außerhalb der ausgewiesenen Campingplätze verboten: • In Jökulsárgljúfur. • In Gebieten um Askja, die unter besonderem Schutz stehen. • Im Tiefland von Hoffellssvæði und Heinabergssvæði. • In Skaftafellsheiði, Bæjarstaðarskógur und Morsárdalur. In den Skaftafellbergen über 400 m Seehöhe und an der Mündung des Flusses Kjós ist Zelten jedoch gestattet. Besucher sollten sich davor im Nationalpark über Camping in diesen Gebieten informieren. |
Vatnsfjörður | Camping und Übernachten ist außerhalb der gekennzeichneten Bereiche nicht erlaubt. |
Þingvellir National Park | Camping und Übernachten ist außerhalb der gekennzeichneten Bereiche nicht erlaubt. |
Weitere Informationen erhältst Du beim isländischen Umweltministerium.
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