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Zitterpartie

Der Zittergrat: Schwieriger Klettersteig über Engelberg

5 Minuten Lesezeit
Bei Engelberg in der Schweiz macht der Zittergrat als relativ kurzer, schwieriger Klettersteig seinem Namen alle Ehre. Großteils senkrecht fordert er mit luftigen Quergängen Kondition und Nerven. Ein Tourenbericht samt Eckdaten zur anspruchsvollen Ferrata.

Kurzinfo zum Klettersteig Zittergrat

Der Zittergrat ist ein kurzer und sehr intensiver Klettersteig der Schwierigkeit K4 (C/D) bei Engelberg in der Schweiz. Die anspruchsvolle Route verläuft größtenteils senkrecht nach oben, braucht viel Kraft und ist stark exponiert, jedoch über die volle Länge gut abgesichert und mit viel Eisen ausgestattet. Dadurch eignet sich der Zittergrat bestens als erster Ausflug in die höheren Schwierigkeiten des Klettersteiggehens.

Blick vom Zittergrat auf die Brunnihütte und den Herzlisee.
Der Zittergrat über der Brunnihütte des SAC ist ein schwieriger, relativ kurzer Klettersteig. | Foto: Marco Peter

Tourenbericht Zittergrat-Klettersteig

Gleich zu Beginn macht der Zittergrat-Klettersteig eine klare Ansage und wartet mit einer ersten, praktisch senkrechten Passage auf. Darauf folgt eine Querung unter einem Felsendach, welche sich gleich als Herausforderung für mich entpuppen wird, doch davon ahne ich noch nichts. Auf der Plattform hikr.org hat ein Kletterer und Reviewer sehr treffend festgehalten, dass diese Via Ferrata nichts mit einem Grat zu tun hat und die Tour eher „Zitterwand“ genannt werden müsste. Ich stimme zu – auf der ersten Querung unter dem Felsendach fangen meine Nerven an zu flattern und die linke Wade an zu zittern.

Ein Quergang fordert die Nerven

Beschilderung am Zittergrat
Der Zustieg zur Zittergrat-Ferrata ist kurz. | Foto: Marco Peter

Unter mir höre ich den Sessellift rattern und die tobenden Kinder auf dem Spielplatz. Dichte Nebelschwaden ziehen vom Tal empor, über die Brunnihütte und über den Herzlisee. Ich habe die erste Senkrechte gemeistert und befinde mich nun an der Querung unter dem Felsendach. Die Eisenstäbe für die Füße sind entlang einer ausgesetzten und kontinuierlich ansteigenden Felskante eingelassen, auf Schulterhöhe befinden sich Stäbe und Griffe für die Hände. Unter mir befindet sich nichts als Freiluft und ich bringe die Querung schnell hinter mich.

Beim Blick in die Tiefe ist mir mulmig geworden und ich habe, wie immer in diesen Momenten, sofort feuchte Hände bekommen. Zeit, sich mit dem Karabiner in einen Bügel einzuhängen, in den Klettergurt zu sitzen und zu verschnaufen. Der Adrenalinspiegel sinkt wieder, der Herzschlag beruhigt sich und auch das Zittern in der Wade lässt nach.

Ein gutes Team geht über alles

Wir sind heute in unserer erprobten Dreierkonstellation unterwegs und ich bilde das Schlusslicht. Unsere Gruppe besteht aus meiner Partnerin Barbara und mir, beide in den Dreißigern – und Hans, Mitte fünfzig, topfit und in seiner Freizeit eigentlich immer in den Bergen. Er hat sich zum Ziel gesetzt, in seinem Leben jede Hütte des Schweizerischen Alpenclubs SAC besucht zu haben und liebäugelt seit kurzem sogar mit einer Bergführer-Ausbildung. In diesem Dreierteam klettern wir seit eineinhalb Jahren fast wöchentlich in der Halle, wandern oder absolvieren Klettersteige bei gutem Wetter.

Nach der Verschnaufpause am Ende der Querung kann ich erholt weiter klettern und durchsteige die nächste Senkrechte ohne Probleme. Auf einer kleinen Terrasse warten Hans und Barbara auf mich und wir haben zu dritt gerade genug Platz zum Stehen. Ich bin froh, wieder bei den anderen zu sein und berichte von meinem mentalen Intermezzo. Wir sind uns einig: Der Name Zittergrat kommt nicht von ungefähr.

Kletterer am Klettersteig Zittergrat
Viel Eisen: Der Zittergrat ist bestens ausgebaut und abgesichert. | Foto: Marco Peter

Senkrecht zur nächsten Querung

Klettersteiggeher auf der Engelsbrücke am Zittergrat
Engelsbrücke nennt sich die Hängeleiter. Hier beginnt der leichtere Teil des Klettersteiges. | Foto: Marco Peter

Nach der Terrasse kennt der Zittergrat nur eine Richtung: senkrecht nach oben! Der Moment der Schwäche hat mich aufgeweckt und in den Klettermodus versetzt. Schritt für Schritt steige ich der Felswand entlang und achte darauf, die Füße sauber zu platzieren und mit den Händen gezielt zu greifen. Barbara ist weiter oben an der nächsten Querung angelangt und zögert – sie erlebt gerade ihren eigenen Schlüsselmoment. Hans steigt zu ihr empor, sie sprechen miteinander und schließlich schreitet sie auf den Eisenstäben vorsichtig über die Querung.

Obwohl die Trittstifte schön in Schrittlänge und in einer horizontalen Linie angebracht sind, ist die Passage herausfordernd – die Felswand ist senkrecht und das Sicherungsseil lasch. Es braucht etwas Überwindung die Arme zu strecken und sich von der Wand weg zu lehnen, doch so lässt sich die Querung am besten meistern.

Durch den Überhang auf die Hängeleiter

Klettersteiggeher am Zittergrat bei Engelberg
Relativ kurz, knackig und fordernd für Armkraft und Nerven: Der Zittergrat macht seinem Namen alle Ehre. | Foto: Marco Peter

Distanztechnisch befinden wir uns zwar erst am Ende des zweiten Drittels der Mitte der Tour, doch der anspruchsvolle Teil setzt nun bereits zum Grande Finale an. Nach einem großen Schritt über eine Felsspalte setzt die Wand nochmals senkrecht an und geht weiter oben in einen leichten Überhang. Inzwischen sind wir aufgewärmt und meistern den kraftintensiven Anstieg zügig. Zur Belohnung folgt eine luftige Hängeleiter, die einen tiefen Abgrund überwindet und die wir gelöst und in bester Laune überqueren. Wir haben es geschafft – was jetzt noch folgt, ist ein Kinderspiel.

Die wichtigsten Tourdaten zum Zittergrat-Klettersteig

  • Talort: Engelberg (Schweiz)
  • Zustieg: Mit der Brunni-Bahn von Engelberg über Ristis per Gondel und Sessellift bis Herzlisee. Von dort zu Fuß weiter zur Brunnihütte des SAC.
  • Dauer: Gesamtzeit rund 60 Minuten
    • Zustieg: ab Brunnihütte SAC 5 bis 10 Minuten
    • Steig: etwa 20 bis 40 Minuten
    • Abstieg: etwa 20 Minuten über Bergweg
  • Schwierigkeit: K4 (C/D)
  • Charakter: schwieriger Klettersteig für Fortgeschrittene, der trotz seiner Kürze eine gute Kondition und Armkraft erfordert.
  • Optionen: Der Zittergrat ist die schwierige Alternative zum Klettersteig Brunnistöckli (K2 bzw. B). Beide können ggf. mit den Klettersteigen am Rigidalstock kombiniert werden.
    Übernachtung: Brunnihütte (SAC)
  • Ausrüstung: Klettersteigausrüstung mit Klettersteigset, Helm und Klettergurt, Bergstiefel.

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